Beifallsuchend blickt Tobias sich um, bevor er kopfüber in das klare Wasser hüpft. Doch seine Eltern schlendern mit seiner Schwester Sarah schon weiter zum berühmtesten Sandstrand Kroatiens im Osten der winzigen Insel Susak.

Mit einem lauten Juchzen springt der kleine Junge mit der rotgrün karierten Badehose ungelenk von der Mole und taucht mit kurzen Zügen zum Grund des Hafenbeckens. Stolz bringt er wieder einen Stein mit an die Oberfläche, paddelt zur Leiter des weißen Ausflugsbootes „Burin“, legt den Stein auf einen mittlerweile stattlich angewachsenen Kieselberg und sprintet wieder zu seinem Sprungturm.
Das knapp vier Quadratkilometer große Eiland Susak liegt eine gute Bootsstunde vom beliebten Ferienort Mali Lošinj entfernt. Im Süden der Region Kvarner in Kroatien trennt nur eine schmale Brücke die beiden Urlaubsinsel Cres und Lošinj. Während Naturliebhaber auf der langgezogenen Insel Cres die hier heimischen Gänsegeier beobachten oder auf den alten Dorfverbindungswegen zwischen den teilweise verlassenen Orten entlang der Steinmauern wandern, zieht es Aktivurlauber zum Tauchen oder Schnorcheln an die Fels- und Kiesstrände von Lošinj. Doch Susak ist einfach anders.

Ungewöhnliche Sandstrände

Am Strand von Susak © Brigitte Bonder

Am Strand von Susak © Brigitte Bonder


Eine dicke Sandschicht bedeckt den Fels, die riesigen Dünen laufen an zwei für Kroatien ungewöhnliche Sandstrände aus. „Im Winter leben nur etwa 130 Einwohner hier“, berichtet Jeanette Picinić, die hier aufgewachsen ist und in den Sommerferien die scheinbar provisorisch eingerichtete Information besetzt. Die 19-Jährige empfiehlt Wanderwege und hält Kataloge mit privaten Unterkünften bereit, denn ein Hotel gibt es nicht.
„Der Rohbau am Hafen sollte eine Pension werden, doch der Eigentümer verunglückte leider und somit steht es leer.“ Jeanette Picinić erzählt stolz von ihren eigenen Plänen, als Kosmetikerin nach Amerika zu gehen und in das Geschäft Ihres Cousins einzusteigen. Wie viele der damals 2000 Susački ist auch er in die USA geflüchtet.
Die Studentin streicht eine glatte, braune Haarsträhne zurück und empfiehlt sprachgewandt den einzigen Weinkeller der Insel. Sie hat wenig Besuch in ihrem schlichten Büro, denn die Tagesausflüger zieht es häufig vom Hafen direkt an den berühmten Strand. Dabei lohnt sich der Aufstieg in das kleine Oberdorf Gornje Selo, dass sich um die kleine, dem heiligen Nikolaus geweihte Steinkirche drängt. Hübsche mit Kopfstein gepflasterte Gassen führen verwinkelt um die Steinhäuser mit den bunten Türen, Oleanderbüsche säumen die Fensterbänke. Tobias Vater folgt erwartungsfreudig der Empfehlung und biegt gleich hinter der Kirche in den alten Weinkeller ein. Zwischen alten Fässern schaut der weißhaarige Dargotin Radenović hervor. Über seinem Bauch spannt ein verwetztes T-Shirt mit der Aufschrift „Otok Susak“ und einem verblichenen Foto der Insel.

Weinberge bis zum Meer

Selbstsicher stellt sich der kauzige Kroate als General Manager vor und schenkt großzügig den inseltypischen Rosé der Sansego Traube in drei Plastikbecher ein. Tobias ist noch im Cola-Alter und hüpft um die Holzfässer herum. „Gut 10 Hektar mit 30.000 Rebstöcken bewirtschafte ich mit einem Partner aus Italien“, erzählt der Winzer, der sich auch Carlo nennt. „Ihr müsst unbedingt meine Reben anschauen“, schickt er die Familie mit Flaschen bepackt in den Westen der Insel. Direkt hinter der leuchtend weißen Friedhofsmauer beginnen die weiten Weinberge und ziehen sich bis zum Meer hinunter.

Schöne Aussichten auf der Mole © Brigitte Bonder

Schöne Aussichten auf der Mole © Brigitte Bonder


Doch hier gibt es weder Strand noch Cafés und Tochter Sarah murmelt etwas von Eis und Sonnenbaden. Durch die von hohem Schilfrohr gesäumten Gassen geht es in den Osten der Insel, wo das einzige Fahrzeug – Traktoren ausgenommen – gerade gewartet wird. Jedes Automuseum wäre begeistert von dem tiefroten, historischen Feuerwehr-Bulli, der neben der Touristeninformation parkt. Nach ein paar Stunden am Strand zieht ein intensiver Duft nach Knoblauch und Fisch hinüber. Sandro Busanić hat frische Makrelen auf den Grill gelegt und röstet Oktopustuben.
„Seit sechs Jahren fahre ich mit der Burin von meiner Heimatinsel Lošinj nach Susak“, erzählt der Kapitän. Dem pensionierten Seefahrer sieht man das Abenteuer an. Seine leicht gewellten, grauen Haare wehen im Wind während er sich fließend mit den italienischen Gästen unterhält. Auch auf Englisch oder Deutsch erzählt er Anekdoten aus seinem Weltenbummlerleben und serviert den fangfrischen Fisch mit grünroten Tomaten und Krautsalat. Garniert mit einer ordentlichen Kelle Knoblauchöl.
Tobias hüpft wieder unermüdlich von der Mole, der kleine Kieselberg macht mittlerweile der Kaimauer Konkurrenz. Der kleine Junge mit der rotgrün karierten Badehose ist glücklich und gibt seinen ganz speziellen Urlaubstipp, der so in keinem Reiseführer zu finden ist: „Die Mole von Susak ist einfach am schönsten!“ Er strahlt über das ganze Gesicht und versucht einen letzten Kopfsprung in das türkis leuchtende Meer, bevor Sandro Busanić mit seiner „Burin“ von der Mole ablegt und die Tagesausflügler zurück nach Lošinj schippert.

Weitere Informationen:

Tourismusverband der Region Kvarner
N. Tesle 2
HR – 51410 Opatija
Tel: + 385 51 272 988
Internet: www.kvarner.hr
Mail: Kvarner@kvarner.hr
Fremdenverkehrsamt Kroatien in Deutschland:
Kroatische Zentrale für Tourismus
Hochstr. 43
D – 60313 Frankfurt/M
Tel: +49 (0) 69 238 5350
Internet: de.croatia.hr
Mail: info@visitkroatien.de
Reiseführer:
Insidertipps und detaillierte Karten für die Kvarner Bucht bietet der Reiseführer „Kroatien – Kvarner Bucht“ vom Verlag Reise Know – How für 14,90 Euro.
Touren und Insidertipps:
Unter www.reiseinfo-kroatien.com sind Tourenvorschläge und detaillierte Reiseinformationen zu kroatischen Urlaubsorten zu finden. Auch Insidertipps zu den Themen Wellness, Sport, Kultur und Lifestyle werden vorgestellt.
Anreise:
Kroatien ist ein beliebtes Selbstfahrerziel. Schneller geht es z.B. mit Germanwings nach Rijeka ab 49 Euro und weiter mit dem Mietwagen z.B. über SunnyCars für unter 200 Euro / Woche. Wer an einem Ort bleibt, kann auch per Taxi sein Ziel in der Region Cres- Lošinj erreichen. Besonders günstig ist Taxi  Barbiš. Eigentümer Ivan kennt die Region wie seine Westentasche und ist unter  +385 91 20 20 205 oder
barbis@ri.t-com.hr erreichbar.
 
 
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