Die Äste der großen Tannen ächzen unter hohen Schneehauben. Ein dicker weißer Teppich überzieht die Landschaft, als hätte ein Konditor zu viel Puderzucker in das schmale Tal gestreut. In der strahlenden Wintersonne glitzert der Schnee wie tausend kleine Diamanten.

Frau Holle hat es diesen Winter gut gemeint mit dem verträumten Schwarzleotal bei Leogang im Salzburger Land. Kleine Glöckchen unterbrechen die Stille. Die österreichischen Kaltblüter Micki und Moritz traben den schmalen Weg am Bach entlang. Sie ziehen den großen Pferdeschlitten leise schnaubend den Weg zur Knappenstube hinauf.

„Vor einigen Wochen war ich mit Patrick Lindner hier“, verrät Hermann Mitterlechner. Der junge Telekomtechniker züchtet die Pinzgauer Pferderasse und hat gelegentlich auch Prominente in der Kutsche. „Seine Mutter wurde 85, da sollte es schon etwas Besonderes sein“. Die Tour von Leogang bis zur urigen Knappenstube dauert eine gute halbe Stunde. „Auf der anderen Seite des Berges in Saalbach gibt es viele Kutschen, aber die Fahrt durch das Schwarzleotal ist an Romantik nicht zu überbieten“, weiß Hermann Mitterlechner.

Obstler wärmt von innen

Auf dem Kutschbock unter der rotweiß-karierten Pferdedecke wird es kalt, wenn die Sonne hinter den Bergen verschwindet. „Jetzt hat es etwa minus 15 Grad.“ Der Hobby-Kutscher ist die Temperaturen gewöhnt. „Handschuhe trage ich schon lange nicht mehr“. Für die zitternden Gäste packt er eine Flasche Obstler aus. Der ist mild und wärmt von innen. „Heute Abend fahre ich eine Fußballmannschaft zur Knappenstube, da hält der Selbstgebrannte sicherlich nicht so lang vor“, lacht Hermann Mitterlechner und stoppt die Kutsche. Das Ziel ist erreicht.

In der Knappenstube ist es am Kachelofen heimelig warm. Der Stammtisch rechts am Tresen ist voll besetzt. Tourenskifahrer und Einheimische rutschen zusammen, um ihrem Hermann noch einen Platz zu bieten. Der Duft heißer, alkoholischer Getränke zieht durch die urige Hütte. An den mit Holz verkleideten Wänden hängen Stoffdecken mit gestickten Sprüchen, unzählige Bierkrüge stehen auf schmalen Regalen. In einem kleinen separaten Raum hängen Hexen auf Besen reitend von der Decke herab.

„Die habe ich alle geschenkt bekommen“, freut sich Pächterin Heidi Pichler, im Ort besser als Grabenhexe bekannt. Sie findet ihren Namen lustig und stellt einige Gläser „Heiße Hexe“ auf den Tisch. Eine Sahnehaube mit Zimt thront auf dem heißen Pflaumenlikör. „Das wird bei der Kälte sehr gern bestellt“, erzählt Heidi Pichler. Aber auch selbstgebackenen Kuchen, hausgemachte Kasnockn oder Wildgerichte gibt es hier. „Im Sommer ist das zugehörige Bergwerk geöffnet, es gibt eine Menge an Edelmetallen und Mineralien zu sehen“, weiß Hermann Mitterlechner und drängt zum Aufbruch. Die großen, frisch gestriegelten Pferde ziehen die Kutsche wieder zurück zum Ort. Auf Wunsch direkt bis zum Hotel in Leogang.

Alles Bio

„Bei uns ist es noch echt“, Nadja Blumenkamp ist überzeugt von ihrem Hotelkonzept. Im Landhotel Rupertus kennt die Eigentümerfamilie jeden Gast persönlich. Hier wird besonderer Wert auf Bioküche gelegt. „Im Salzburger Land gibt es viele Produkte aus ökologischer Landwirtschaft. Die landen bei uns in der Küche, aber auch im Wellnessbereich“, erzählt die junge Unternehmerin. Ihre Mutter Sophie Herzog hat vor einigen Jahren das Bio-Frühstück eingeführt. „Wir essen gesund, warum sollten wir unseren Gästen etwas anderes servieren?“ fragt sie. Die Urlauber sind ihr wichtig. Während drüben in Saalbach die Après-Ski Stimmung brodelt, steht Sophie Herzog noch am Herd, um Holunderlikör anzusetzen oder Orangen-Minze-Marmelade zu kochen.

Bergwelt von Leogang

Bergwelt von Leogang / © Brigitte Bonder

Schon zum zeitigen Skifahrerfrühstück scheint die Wintersonne in das Restaurant. Nur wenige Meter vom Hotel entfernt liegt die Talstation der Asitz-Bahn. Hier beginnt das berühmte Skigebiet Saalbach-Hinterglemm-Leogang. Gut 200 Pistenkilometer unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade werden jede Nacht von 55 Pistenraupen gepflegt. Ebenfalls 55 moderne Liftanlagen befördern 95.000 Personen pro Stunde, lange Wartezeiten gibt es hier nicht. Wer keine Ski dabei hat, wird in der Schneesportschule Asitz gut beraten.

Im neuen, modern aus Glas und Holz errichteten Gebäude direkt an der Talstation werden die Füße exakt ausgemessen, die Schuhe passen. Für Anfänger gibt es auch Skikurse. „Ich habe schon in den USA und in Australien gearbeitet.“ Hans Winkler hat internationale Erfahrungen gesammelt. Der braungebrannte Skilehrer mit dem blonden Dreitagebart grinst. „Aber hier ist es halt doch am schönsten“, findet er und empfiehlt für einen Einkehrschwung die Alte Schmiede.

Tagestour über Saalbach und Hinterglemm

Auf 1760 Metern hoch über dem Ort Leogang liegt die große Almhütte. Im Innern des Museumsrestaurants verbirgt sich ein historisches Ziegelgewölbe mit Schmiedefeuerstelle und Schleifstein. Bei der strahlenden Wintersonne jedoch sitzen die Skifahrer bei Germknödel und Almdudler draußen. Pistenpläne liegen ausgebreitet auf den Tischen. Eine Tagestour rund um die touristischen Orte Saalbach und Hinterglemm will geplant sein. Auf überwiegend blauen Pisten geht es mehrere Stunden über kilometerlange Abfahrten quer durch den Skicircus. Die Jausenabfahrt vom Schattberg ist die längste von allen.

Gut 7,5 Kilometer führt die abwechslungsreiche Strecke bis ins Tal hinab. Die Uhr im Auge behalten ist wichtig. Leogang ist zwar nur drei Sesselbahnen und wenige Abfahrten von Saalbach entfernt. Ist die letzte Gondel allerdings schon weg, sind es gute 30 Kilometer per Skibus und Taxi zurück in das kleine, gemütliche Dorf. Bei der letzten Abfahrt dämmert es schon. Von unten aus dem Tal klingt leises Glockengebimmel die Piste hinauf. Hermann Mitterlechner ist wieder mit zwei seiner großen, schwarzen Kaltblüter unterwegs, um Gäste aus dem Ort zur urigen Knappenstube zu fahren. Das ist Leogangs Après-Ski.


Brigitte Bonder


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