Der Anleger der „Schmittenhöhe“ platzt an diesem sonnigen Vormittag aus allen Nähten. Der Kapitän des Ausflugsschiffes blickt hoffnungsvoll von seiner Brücke herab, doch die Schaulustigen suchen bei schönstem Postkartenwetter nur die beste Position auf dem hölzernen Steg. 
Die äußerst internationale Gruppe hält Kameras und Smartphones in die Höhe, um das seit Jahrhunderten beliebte Motiv am Zeller See auf die Speicherkarte zu bannen. Leuchtend weiß spiegelt sich das Grand Hotel im kristallblauen Wasser, geradezu kitschig klebt eine Handvoll Schönwetterwölkchen über dem Belle-Époque Gebäude am tiefblauen Himmel. Klick!
Schon im goldenen Zeitalter der Ansichtskarten um die vorletzte Jahrhundertwende verzierte das traditionelle Antlitz des Grand Hotel nahezu jeden Gruß, der seinen Weg vom österreichischen Zell am See in die Welt fand. Das heutige Vier-Sterne-Haus liegt ganz an der östlichen Spitze der Zeller Halbinsel und ist das Wahrzeichen der Region. Die ersten Postkarten wurden vom lokalen Verlag Karl Haidinger produziert, später brachten auch Fotografen aus Salzburg und Wien die Stadt im Salzburger Land zu Papier.
Die damals außergewöhnlichen Luxuseinrichtungen des Hotels waren Grund genug, die Karten nachträglich mit einem blauen Stempel „Elektrisches Licht und Telefon“ zu verzieren. Bis 1904 fanden sich auf der Bildseite auch die handschriftlichen Grüße, da die Rückseite zunächst nur für Briefmarke, Poststempel und Adressierung zugelassen war. Das Motiv ist über die Jahrhunderte geblieben, auch wenn das Grand Hotel jetzt digital und in Sekundenschnelle über soziale Netzwerke um die Welt rast. Und das sogar oftmals mit voll verschleierten Touristen im Vordergrund.

Weltbekannt und schon bei Kaiser und Kaiserin beliebt

Einfach traumhaft - der Blick aus den Zimmern © Thomas Sbikowski

Einfach traumhaft – der Blick aus den Hotelzimmern © Thomas Sbikowski


Während das vormalige Gästehaus der Familie Flögl von 1878 auf der privaten Halbinsel noch wenig fotogen war, bot das knapp zwanzig Jahre später an gleicher Stelle errichtete Grand Hotel das perfekte Motiv. Ein Fin-de-Siècle-Gebäude, das mittlerweile in der ganzen Welt bekannt ist. Sogar im Arabischen Raum. Der Ort „Selamsi“ hat einen besonders guten Ruf und ist ein Reisetrend für Gäste aus Dubai oder Abu Dhabi.
In den heißen Sommermonaten suchen sie die kühle Sommerfrische Europas und sind willkommen: Harry Vettermann von der örtlichen Segelschule präsentiert stolz seine ersten Schüler aus Dubai, die in Zell am See ihren Grundschein absolviert haben.„In unserem Hotel haben wir etwa 60 Prozent englischsprachige Gäste“, weiß Direktorin Gabriele van der Boom. Senioren aus Großbritannien genießen den Afternoon-Tea in der Imperial-Bar des Hotels, junge Paare aus Dubai füttern beim Frühstück auf der Seeterrasse die Enten und Schwäne, eine holländische Familie feiert den Geburtstag der Großmutter im Hotel und relaxt im Classic Spa am privaten Badestrand.

Wanderungen im Nationalparks Hohe Tauern

„Zell am See ist ein guter Ausgangspunkt für Radler, Wanderer oder Skifahrer“, empfiehlt Gabriele van der Boom. Die gebürtige Tirolerin verweist auf die Hotel-Bikes, mit denen Gäste kostenlos in einer knappen Stunde um den See radeln können. „Zum Grand Hotel gehört auch die nur wenige Kilometer entfernte Weißsee Gletscherwelt“, gibt die Direktorin einen Ausflugstipp. Mit der Gondel geht es hoch in die alpine Welt des Nationalparks Hohe Tauern. Geführte Gletscherwanderungen führen ins ewige Eis, für Bergprofis gibt es alpine Touren mit Tälerüberschreitungen.
Seit der Eröffnung der Bahnlinie 1875 ist Zell am See ein beliebtes Ferienziel und auch Kaiser Franz Joseph I. und seine „Sisi“ kamen zur Sommerfrische ins Pinzgau. Nach den Kriegswirren war das Grand Hotel zehn Jahre von der amerikanischen Besatzungsmacht belagert, später wurden hier Heimatfilme mit Harald Juhnke gedreht. Heute schmückt moderne Kunst von Friedensreich Hundertwasser den Garten, der Wellnessbereich auf dem Dach bietet Sauna mit Seeblick. Den historischen Mauern ist das Erlebte nicht mehr anzusehen. In altem Glanz erstrahlt das Grand Hotel Zell am See und ist noch heute das meistfotografierte Gebäude der Region. Klick!